Die nächsten Schritte beim digitalen Umbau der Schulen

Neue Studie empfiehlt Schulträgern IT-Strategien auszuarbeiten, technischen Support zu organisieren und mit anderen Kommunen zusammenzuarbeiten

Breitband-Internet, WLAN und digitale Endgeräte sind inzwischen in vielen Schulen angekommen. Das zeigt eine Studie der Beratungsfirma PD, die im Rahmen des Deutschen Aufbau- und Resilienzplans (DARP) vom Bundesfinanzministerium beauftragt wurde. Jetzt geht es unter anderem darum, dauerhaften IT-Support für die Schulen im Alltag zu gewährleisten, erklären Friederike Jörke und Michael Krause, die an der Studie mitgewirkt haben.

Redaktion: Auf welchem Stand ist die IT-Infrastruktur an deutschen Schulen?

Dr. Michael Krause: Der DigitalPakt Schule hat bundesweit enorme Bewegung ausgelöst. Wir sehen starke Fortschritte insbesondere bei der Ausstattung mit Endgeräten für Schülerinnen und Schüler aus finanzschwachen Familien und für Lehrkräfte. Die Schulträger sind hier stark gefordert und machen das auch gut. Überall ist das Thema hoch priorisiert, die Gelder sind beantragt, viele Maßnahmen sind schon in der Umsetzung oder so geplant, dass sie bald starten können. Das war erstmal ein sehr erfreuliches Ergebnis für uns.

Redaktion: Die technische Infrastruktur ist Ihrer Studie zufolge also inzwischen größtenteils vorhanden oder zumindest im Aufbau. In welchen Bereichen des digitalen Umbaus der Schulen gibt es denn noch Defizite?

Krause: Wir mussten feststellen, dass in 40 Prozent der Kommunen keine kommunale Medienentwicklungsplanung bzw. Schul-IT-Planung über alle Schulen hinweg vorliegt. Dabei kann man hier viel vereinheitlichen, denn es hat ja nicht jede Schule einen individuellen Bedarf. Vor allem bei den Endgeräten geht es darum, Systeme aufzusetzen, um beispielsweise die Softwareverteilung gut und kosteneffizient unterstützen zu können. Die Schulträger, bei denen es gut läuft, haben eine solche schulübergreifende Schul-IT-Rahmenplanung mit einem Ziel, wo sie hinwollen. Dann kann man zu Lösungen kommen, die auch finanziell langfristig funktionieren, auch mit Unterstützung von Dienstleistern. 

Friederike Jörke: In der Corona-Pandemie haben viele Schulträger gemerkt, dass man das Thema Schul-IT strategisch angehen muss. Manche hatten auch schon ganzheitliche Smart-City-Strategien, in denen Bildung und Schule ein relevanter Baustein ist. Die Kommunen, die den strategischen Wert einer kommunalen Schul-IT-Planung schnell verstanden haben, sind meist personell und organisatorisch gut aufgestellt und stehen auch in einem Regelaustausch mit den Schulleitungen und den medienbeauftragten Lehrkräften.

Studie „Bereit für die Zukunft? Kommunen für den digitalen Umbau der Schulen stärken“

Das Unternehmen PD, eine Inhouse-Beratungsfirma für die öffentliche Hand, hat im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen öffentliche Schulträger zum Stand der IT-Infrastruktur an deutschen Schulen befragt und Empfehlungen für den digitalen Umbau entwickelt. Die Studie bietet nach eigenen Angaben einen weitreichenden Einblick in den derzeitigen Stand der Digitalisierung an den deutschen Schulen und zeigt Schwierigkeiten und Hemmnisse für die kommunalen Schulträger auf. Die Umfrage ist allerdings nicht vollends repräsentativ für die Gesamtheit der 5.500 öffentlichen Schulträger in Deutschland, obwohl sich insgesamt 536 Schulträger aus den meisten Bundesländern und unterschiedlicher Größe beteiligt haben. Zu den Handlungsempfehlungen gehört neben länderübergreifenden technischen Standards und Strategien für die Schul-IT auch die Definition des IT-Supports für Schulen als neue Regelaufgabe der Kommunen mit entsprechender Finanzierung. 

Redaktion: Was wird die größte Herausforderung für die Schulträger in nächster Zeit sein?

Krause: Im Grunde liegt die Kernherausforderung jetzt darin, eine gesicherte Aufgaben- und Organisationsstruktur für Administration und Support der IT-Infrastruktur an den Schulen zu bekommen. Dabei geht es nicht nur um das Personal, das den technischen Teil übernimmt, sondern um die Organisation dahinter. Viele Kommunen richten jetzt professionelle Servicedesks ein, weil es notwendig ist, eine Stelle zu haben, an die Schulen sich wenden können, wenn sie ein Problem nicht vor Ort lösen können. Das so genannte IT-Servicemanagement muss gut organisiert, konzeptionell durchdacht sein und die Rollen klar festlegen. In Rheinland-Pfalz zum Beispiel gibt es eine Vereinbarung zwischen dem Kultusministerium und den kommunalen Spitzenverbänden, wonach die Schule verpflichtet ist, Störungsmeldungen strukturiert in ein System einzugeben. Damit kann der Schulträger dann arbeiten und eventuell Dienstleister hinzuziehen. 

Jörke: Schulen und Schulträger stehen vor der Herausforderung, dass in kurzer Zeit sehr viele mobile Endgeräte in die Schulen gekommen sind. In vielen Fällen übernehmen Lehrkräfte Administrationsaufgaben und die erste Hilfe bei Problemen. Dann können sie sich aber nicht auf ihre originären Aufgaben im Unterricht konzentrieren. Deshalb ist es so wichtig, dass Rollen klar und Prozesse gut strukturiert sind. 

Redaktion: Wie kann die Finanzierung der IT-Service-Struktur gelingen?

Krause: Investitionskosten über ein Bundesförderprogramm wie den DigitalPakt Schule zu finanzieren, ist in der Aufbauphase sehr hilfreich, kann aber nur ein erster Schritt sein. Jetzt geht es darum, wo das Geld für die Kosten herkommt, die in der Strecke für den Betrieb, die Verwaltung und den Support der technischen Ausstattung anfallen. Das ist jetzt eine neue Regelaufgabe der Kommunen. Sie können dafür aber erst Strukturen schaffen, wenn sie wissen, dass sie sie auch finanziert bekommen. Darüber müssen die Länder mit den Kommunen in den Austausch gehen und schauen, dass die Finanzausstattung der Kommunen stimmt. 

Hier sind noch viele Fragen ungeklärt. Das Programm zur Ausstattung der Lehrerinnen und Lehrer mit Laptops war zum Beispiel ein großer Erfolg und hat in kurzer Zeit eine ganz neue Situation geschaffen. Vorher haben viele noch ihre privaten Geräte benutzt. Aber wer nun den technischen Support dieser neuen Endgeräte übernimmt und finanziert, ist in den Bundesländern sehr unterschiedlich geregelt. Manchmal ist es das Land, manchmal der Schulträger. Ähnlich ist es bei der Software-Ausstattung. Da ist ein hohes Maß an Standardisierung möglich, wenn es etwa um Schulserver und Standard-Office-Anwendungen geht. Wo aber bedarfsgerechte Unterrichtssoftware nach den Anforderungen der Lehrkräfte beschafft werden muss, ist oft nicht ganz klar, wer diese Kosten trägt.

Redaktion: Welchen Tipp geben Sie kleineren Schulträgern?

Krause: In der interkommunalen Zusammenarbeit liegt noch sehr viel ungenutztes Potenzial. Mit der Aussage, dass eine Finanzierung für die neuen Regelaufgaben der Kommunen gefunden werden muss, ist ja auch ein Auftrag an die Kommunen verbunden, ihre Strukturen so auszurichten, dass sie das kosteneffizient leisten können. Und dazu gehört auch, dass man als kleiner Schulträger mit nur wenigen Schulen nicht versucht, alles selber zu machen, sondern dass man sich mit anderen Kommunen zusammentut. Das kann in Form eines Zweckverbandes sein, das kann aber auch einfach eine Zweckvereinbarung sein, etwa wenn Kreise sich zusammenschließen und gemeinsam einen Servicedesk für die Schulen betreiben. Das hat den Vorteil, dass sie besser Personal bündeln und etwa Krankheitsvertretungen besser organisieren können. Man kann das tatsächlich mit der Verwaltungsdigitalisierung vergleichen, wo das Onlinezugangsgesetz Druck geschaffen und dazu geführt hat, dass kommunale Dienstleister und Zweckverbände entstanden sind. Hier die Schul-IT miteinzubeziehen, ist ein wichtiger Schritt.

Redaktion: Frau Jörke, Herr Doktor Krause, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. 

Zur Person

Friederike Jörke ist Senior Consultant bei PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH und mit den Themen Kommunalberatung, kommunale Bildungsaufgaben und Bildungsdigitalisierung befasst.

Zur Person

Dr. Michael Krause ist Senior Consultant bei PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH und betreut unter anderem Projekte mit dem Schwerpunkt Digitalisierung im Bildungsbereich.