Gemeinsam wirksam: Wie Collective Teacher Efficacy den Lernerfolg von Schüler:innen steigert
John Hatties Forschung zeigt, dass der gemeinsame Glaube von Lehrkräften an ihre Wirkungskraft zu den stärksten Einflussfaktoren auf Lernerfolg gehört

John Hatties Visible Learning zählt zu den einflussreichsten Arbeiten der internationalen Bildungsforschung. Einer der stärksten empirisch belegten Faktoren für Lernerfolg bleibt dabei oft unbeachtet: der kollektive Glaube von Lehrkräften an ihre gemeinsame Wirksamkeit. Was hinter dem Konzept der Collective Teacher Efficacy steckt, zeigen empirische Studien und theoretische Arbeiten der letzten Jahre. Im Herbst 2025 bietet sich in Heilbronn die Gelegenheit, John Hattie erneut persönlich zu begegnen. Die Veranstaltungsreihe wird von der aim-Akademie in Kooperation mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg (ZSL BW) durchgeführt.
Visible Learning ist mit über 300 Millionen analysierten Lernergebnissen die bislang umfassendste Metaanalyse zur schulischen Wirksamkeit. Die Arbeit wurde in mehr als 25 Sprachen übersetzt und zählt zu den international am häufigsten rezipierten Studien der empirischen Bildungsforschung.
Ziel von Visible Learning ist es, auf Basis von Metaanalysen evidenzbasierte Aussagen darüber zu treffen, welche Faktoren das Lernen von Schülerinnen und Schülern am stärksten beeinflussen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei einem Faktor, der lange übersehen wurde: Collective Teacher Efficacy. Gemeint ist der geteilte Glaube eines Kollegiums an die Fähigkeit, durch das eigene professionelle Handeln Lernprozesse wirksam zu verbessern.
John Hatties internationale Relevanz
John Hatties Werk Visible Learning wurde erstmals 2009 veröffentlicht und seither stetig weiterentwickelt. Die zugrunde liegende Metaanalyse umfasst mehr als 2100 Einzelstudien und über 300 Millionen Datensätze von Lernenden weltweit. Die Studie wurde in mehr als 25 Sprachen übersetzt. Hattie zählt laut Google Scholar und Scopus zu den meistzitierten Bildungsforschern weltweit.
Die Wurzeln des Konzepts gehen auf die Theorie kollektiver Wirksamkeit des Psychologen Albert Bandura zurück. Im schulischen Kontext steht Collective Teacher Efficacy für die gemeinsame Überzeugung eines Kollegiums, dass es durch koordiniertes und professionelles Handeln die Lernergebnisse seiner Schüler:innen wirkungsvoll beeinflussen kann.
In der aktuellsten Version von Visible Learning weist Collective Teacher Efficacy eine Effektstärke von d = 1,34 auf. Damit gehört dieser Faktor zu den wirksamsten empirisch belegten Einflussgrößen auf schulischen Lernerfolg. Bereits 2011 berechnete Rachel Jean Eells in einer Meta-Analyse von 26 Einzelstudien eine Effektstärke von d = 1,57. Dieser Wert unterstreicht die herausragende Bedeutung kollektiver Wirksamkeit für schulische Lernprozesse.
Zum Vergleich: Eine Effektstärke von d = 0,4 gilt in der Visible Learning-Studie als Schwellenwert für einen sichtbaren Lernzuwachs. Alle Werte darüber stehen für deutlich wirksamere Einflüsse. Mit einem Wert von d = 1,34 zählt die kollektive Wirksamkeit zu den effektivsten je identifizierten Einflussfaktoren auf schulischen Lernerfolg.
Obwohl dieser Zusammenhang gut belegt ist, findet das Konzept in der schulischen Praxis bislang nur wenig systematische Anwendung. In einer Überblicksstudie weisen Donohoo, Hattie und Eells darauf hin, dass theoretisch fundierte Modelle zur Förderung kollektiver Wirksamkeit in Schulen fehlen und vertiefte empirische Forschung notwendig ist. Es besteht eine Lücke zwischen dem empirischen Potenzial von Collective Teacher Efficacy und seiner Umsetzung in der Schulentwicklung.
Hattie-Herbst 2025 in Heilbronn
Im Herbst 2025 kehrt John Hattie nach Heilbronn zurück. In Kooperation mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg (ZSL BW) und der aim-Akademie finden mehrere Veranstaltungen statt, die sich an Lehrkräfte, Schulleitungen und Bildungsinteressierte richten. Geplant sind unter anderem interaktive Masterclasses und eine abendliche Keynote, die Raum für Austausch und Diskussion bieten. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten finden Sie HIER.
John Hattie betont, dass Collective Teacher Efficacy nicht allein durch kollegiale Kooperation entsteht. Entscheidend ist, ob Lehrkräfte systematisch auf gemeinsame Ziele hinarbeiten, Lernergebnisse sichtbar machen und professionell reflektieren. Vertrauen, ein gemeinsames Verständnis von Qualität und geteilte Verantwortung bilden die Grundlage.
Für Schulen bedeutet das: Nicht einzelne Maßnahmen oder Programme entfalten Wirkung, sondern die professionelle Kultur des Kollegiums. Wer Collective Teacher Efficacy stärkt, investiert in eine gemeinsame Haltung, aus der systematisch wirksamer Unterricht hervorgeht.
Der Hattie-Herbst 2025 in Heilbronn eröffnet die Chance, mit John Hattie persönlich über zentrale Fragen der Bildungswirksamkeit ins Gespräch zu kommen. Die Veranstaltungsreihe wird gemeinsam von der aim-Akademie und dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg durchgeführt.