KI. Macht. Schule: Was aber macht die KI eigentlich mit der Schule?

Katharina Mürdter und Steve Hartmann berichten von der Vierten Fachtagung Künstliche Intelligenz des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg (ZSL), die am 2. und 3. September 2024 in Esslingen stattfand.

Am 02.09. und 03.09.2024 fand in der ZSL-Außenstelle Esslingen die Vierte Fachtagung Künstliche Intelligenz statt. Unter dem Motto „KI. Macht. Schule.“ präsentierten Bildungsforscherinnen und Bildungsforscher aktuelle Forschungsergebnisse zur Entwicklung sowie zur Implementierung von Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich. Katharina Mürdter und Steve Hartmann berichten.

Eröffnungsrede von Prof. Dr. Riecke-Baulecke zur Bedeutung eines reflektierten Umgangs mit Systemen der Künstlichen Intelligenz in einer demokratischen Gesellschaft.

In seiner Eröffnungsrede betonte der Präsident des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg (ZSL), Prof. Dr. Thomas Riecke-Baulecke, die Bedeutung eines reflektierten Umgangs mit Systemen der Künstlichen Intelligenz (KI) in einer demokratischen Gesellschaft. Hierbei komme dem Bildungssystem die Aufgabe zu, Lernende mit digitalen Kompetenzen auszustatten, um KI nutzen, hinterfragen und reflektiert anwenden zu können. Gleichzeitig sei eine Professionalisierung der Lehrenden grundlegend, sodass Lernende auf diesem Weg kompetent begleitet werden.

„Dem Bildungssystem [kommt] die Aufgabe zu, Lernende mit digitalen Kompetenzen auszustatten, um KI nutzen, hinterfragen und reflektiert anwenden zu können.“

Prof. Dr. Thomas Riecke-Baulecke

Grußwort von Staatssekretärin Sandra Boser: Die Relevanz der Künstlichen Intelligenz in der Lebenswelt der Lernenden.

In ihrem Grußwort hob Staatssekretärin Sandra Boser die Macht von KI und die damit verbundene Relevanz in der Lebenswelt von Lernenden hervor. In diesem Zusammenhang verwies sie auf die aktuelle Studie Pioniere des Wandels – Wie Schüler:innen KI im Unterricht nutzen möchten der Vodafone Stiftung (2024). In dieser Studie wurden 1590 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 20 Jahren hinsichtlich der Nutzung von KI im Unterricht befragt. 73 Prozent der Befragten beurteilten den Einsatz von KI in der Schule eher als Chance. Die Staatssekretärin wies einschränkend darauf hin, dass der Auftrag der Schule an dieser Stelle darin liegt, allen Lernenden die Teilhabe an der Nutzung von KI zu ermöglichen.

Keynotes von Prof. Dr. Nikol Rummel: Ergebnisse aus einem fünfjährigen Projekt der US-amerikanischen National Science Foundation zur Ko-Orchestrierung durch KI und Lehrkraft

In den Keynotes präsentierte unter anderem Prof. Dr. Nikol Rummel von der Ruhr-Universität Bochum unter dem Thema Dynamische Wechsel zwischen individuellem und kooperativem Lernen im Klassenzimmer ermöglichen Ergebnisse aus einem fünfjährigen Projekt der US-amerikanischen National Science Foundation zur Ko-Orchestrierung durch KI und Lehrkraft. Das Projekt ging der Fragestellung nach, wie KI Lehrkräfte bei der Gestaltung von dynamischen Übergängen zwischen individuellem Lernen und kooperativem Tutoring unterstützen kann. Die Ergebnisse des Projekts verdeutlichen, welche Herausforderungen und Auswirkungen die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und KI im Unterricht mit sich bringt.

Dr. Theresia Ziegs: Mit Makerspaces jene Kompetenzen fördern, die Lehrkräfte benötigen, um KI effektiv im Unterricht einzusetzen

Dr. Theresia Ziegs vom Makerspace Tübingen fokussierte in ihrer Keynote KI-Kompetenz für Lehrkräfte: Mit Makerspaces in die Zukunft diejenigen Kompetenzen, die Lehrkräfte benötigen, um KI effektiv im Unterricht einzusetzen. Dabei nahm sie Bezug auf das TPACK-Modell (Technological Pedagogical Content Knowledge) für die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen. Ein weiterer Schwerpunkt ihres Vortrags lag auf dem Potenzial von Makerspaces als außerschulischen Lernorten. Diese bieten einen niederschwelligen Zugang zu KI-basierter Technik. Durch die problemorientierte Lernumgebung wird das selbstbestimmte, kooperative und reflektierte Arbeiten mit KI unterstützt.

„Makerspaces […] bieten einen niederschwelligen Zugang zu KI-basierter Technik. Durch die problemorientierte Lernumgebung wird das selbstbestimmte, kooperative und reflektierte Arbeiten mit KI unterstützt.“

Dr. Theresia Ziegs

Dr. Bernhard Schmidt-Hertha: Schulen sollen eine Basis dafür schaffen, dass Lernende ein Grundverständnis zu KI aufbauen und deren Möglichkeiten kennen

In der Keynote Künstliche Intelligenz als Inhalt und Vermittlungsstrategie in (Berufs-)Schulen von Prof. Dr. Bernhard Schmidt-Hertha von der Ludwig-Maximilians Universität München stellte jener die Aufgabe von Schulen heraus, eine Basis dafür zu schaffen, dass Lernende ein Grundverständnis zu KI aufbauen und deren Möglichkeiten kennen. Hierzu stellte er ein aktuelles Forschungsprojekt zu KI in Berufsschulen vor.

Workshops zu verschiedenen Aspekten der KI im Bildungsbereich

Darüber hinaus bot die Tagung eine Vielzahl von Workshops, die sich mit unterschiedlichsten Aspekten der KI im Bildungsbereich auseinandersetzten. Hier wurden folgende Themen behandelt:

  • Prompting – Grundlagen der KI-Interaktion
  • KI als Werkzeug der Individualisierung in der Schule
  • KI und Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen/Seminararbeiten
  • Künstliche Intelligenz in der Schule
  • KI macht Schule
  • KI in der Verwaltung

„Die Künstliche Intelligenz [wird] in der schulischen Praxis immer präsenter […]. Um alle Akteurinnen und Akteure des Bildungssystems auf die komplexen Anforderungen des Einsatzes von KI in der Bildung vorzubereiten, sind insbesondere praktisch orientierte Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen hilfreich.“

Katharina Mürdter und Steve Hartmann

Fazit: Die künstliche Intelligenz wird in der schulischen Praxis immer präsenter

Ein Resultat der Tagung war zweifellos die Erkenntnis, dass die Künstliche Intelligenz in der schulischen Praxis immer präsenter wird. Um alle Akteurinnen und Akteure des Bildungssystems auf die komplexen Anforderungen des Einsatzes von KI in der Bildung vorzubereiten, sind insbesondere praktisch orientierte Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen hilfreich – so wie beispielsweise jene KI-Tagung, von der hier berichtet wird.