Modernes Format – lange Tradition!
Das neue Online-Magazin schulmanagement: Interview mit den Herausgeber:innen
Mit dem Schwerpunktthema „Schulen in der Pandemie“ ist am 12. November 2021 das neue Online-Magazin schulmanagement gestartet. Es wird künftig über alle relevanten Themen rund um die Steuerung und Gestaltung unserer Bildungseinrichtungen berichten. Zentrale Erkenntnisse der Bildungsforschung werden seriös und praxisbezogen aufbereitet und allen, die an einer zeitgemäßen Schulentwicklung interessiert sind oder dafür Verantwortung tragen, kosten- und werbefrei zur Verfügung gestellt. Welche Intentionen die Herausgeberinnen und Herausgeber mit dem neuen Angebot noch im Sinn haben, lesen sie hier.
Herr Riecke-Baulecke, Sie haben eine ganz besondere Beziehung zu dem neuen Magazin, denn Sie waren bereits Herausgeber einer gleichnamigen Zeitschrift, die 50 Jahre lang erfolgreich auf dem Markt war. Diese Printversion wurde inzwischen eingestellt. Was verbindet das neue Online-Magazin mit seinem traditionsreichen Vorläufer?
Die Zeitschrift schulmanagement kann tatsächlich auf viele erfolgreiche Jahre zurückblicken. Und man kann dabei zusehen, wie sich die Zeiten wandeln. Ganz zu Beginn, 1971, in einer Zeit des Umbruchs an Schulen und Hochschulen, war es fast eine Provokation von „Schulmanagement“ zu sprechen, wie es die damaligen Gründungsväter um Hans-Günter Rolff getan haben. Das wesentliche Anliegen der Zeitschrift hat die Zeit allerdings unverändert überdauert: wissenschaftliche Erkenntnisse für die Praxis pädagogischer Führungskräfte nutzbar zu machen – und dies unabhängig und professionell. Diese Leitidee – das verbindende Glied zwischen Zeitschrift und Online-Magazin – soll im Rahmen des Kooperationsprojekts mit der Universität Tübingen und der aim bewahrt und zugleich weiterentwickelt werden.
Frau Linke, als Geschäftsführerin der aim haben Sie die Verantwortung für die redaktionelle Umsetzung des neuen Magazins übernommen. Was hat Sie dazu bewogen?
Überzeugung! Aus meiner Sicht bietet das Magazin einen echten Mehrwert. Als integrativer Bestandteil des Projekts „Campus Schulmanagement“ leistet es einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaftskommunikation in einem Bereich, der unserer Meinung viel größere Beachtung finden sollte. Wir legen bei der Auswahl unserer aim-Fortbildungsangebote jedenfalls großen Wert darauf, dass sie auf Erkenntnissen evidenzbasierter Forschung fußen. Mit der redaktionellen Arbeit möchten wir einen Beitrag leisten, dass das wertvolle Wissen dieser Experten und Expertinnen nicht in der Schublade verschwindet. Gerade für Personen, die den Bildungsbereich nachhaltig gestalten und prägen, sollte dieses Wissen jederzeit frei zugänglich sein. Und genau dafür arbeitet die Redaktion des Magazins.
Herr Trautwein, was kann und soll das neue Online-Magazin leisten, worin besteht sein besonderer Nutzen?
Ganz im Sinne dessen, was Frau Linke gerade gesagt hat. Unser Schulsystem kann besser werden, wenn wir uns gemeinsam und ernsthaft damit beschäftigen, was funktioniert und was sich als Sackgasse erweist. Und dazu brauchen wir eine stärkere Hinwendung zum Gedanken der Evidenzorientierung, auf allen Ebenen. Evidenzorientierung setzt aber voraus, dass alle wissen, was sie leisten kann, und diejenigen, die unser Bildungssystem gestalten, Zugang haben zu wichtigen Befunden der Bildungsforschung – meine Hoffnung ist, dass wir mit dem Online-Magazin dazu beitragen können.
Frau Thiel, im Online-Magazin schulmanagement sollen vor allem auch renommierte Bildungsforscherinnen und -forscher selbst zu Wort kommen. Warum ist es aus ihrer Sicht so wichtig deren Stimmen mehr Gehör zu verschaffen?
In der Bildungsforschung gibt es sehr viele praxisrelevante Erkenntnisse, etwa zu wirksamen Methoden der Diagnostik von Entwicklungsverzögerungen oder zur Sprachförderung, die in der Praxis noch zu wenig bekannt sind. Ich halte es für sehr wichtig, dass Praktiker der Schule bei ihren Entscheidungen über die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen wissenschaftliche Erkenntnisse einbeziehen. Häufig sehen wir in pädagogischen Kontexten eine gewisse unreflektierte Affinität zu reformpädagogischen Methoden. Diese Methoden sind aber bei bestimmten Lernenden nicht wirksam. So stellen beispielsweise Methoden des offenen Unterrichts sehr hohe Anforderungen an die Lernenden. Wissenschaftliche Befunde der Unterrichtsforschung helfen dabei zu entscheiden, für welche Gruppen von Lernenden, welche Methoden eingesetzt werden sollten.
Herr Riecke-Baulecke, hinter der redaktionellen Arbeit der Zeitschrift schulmanagement stand die geballte Expertise vieler anerkannter Bildungsforscherinnen und -forscher. Wie ist das bei dem neuen Online-Magazin?
Genauso! Auch hinter dem Online-Magazin steht ein erlauchter Kreis anerkannter Bildungsforscherinnen und Bildungsforscher, die in einem Fachbeirat mitwirken und wertvolle Impulse geben. Unser Ziel ist es, im deutschsprachigen Raum die Vernetzung der Akteurinnen und Akteure in Wissenschaft und Praxis noch stärker zu befördern. Aus diesem Grund wurde der Fachbeirat sogar noch erheblich erweitert. Neben Kolleginnen und Kollegen, die bereits bei der Zeitschrift dabei waren – beispielsweise Stefan Brauckmann, Claus Buhren, Birgit Eickelmann, Olaf Köller, Hilbert Meyer, Dirk Richter, Hans-Günter Rolff, Katharina Scheiter, Annette Scheunpflug, Elsbeth Stern – kann das neue Online-Magazin auf die Unterstützung weiterer renommierter Kolleginnen und Kollegen bauen. Um nur einige Namen zu nennen: Dieter Frey, Günter Klein, Eckhard Klieme, Frank Lipowsky, Kai Maaz, Katharina Maag Merki, Hans Anand Pant, Ludger Wößmann.
„Unsere Bildungslandschaft ist sehr komplex und dementsprechend breit ist auch das Themenspektrum, dass man im Blick behalten muss. Prinzipiell geht es darum, aufmerksam hinzuschauen und darzustellen, welche neuen Erkenntnisse die Bildungsforschung für eine zeitgemäße Unterrichts- und Schulentwicklung hervorbringt.“
Frau Linke, was sind für Sie zentrale Themen, die von der Redaktion aufgegriffen werden sollten? Können Sie beispielhaft einige nennen?
Unsere Bildungslandschaft ist sehr komplex und dementsprechend breit ist auch das Themenspektrum, dass man im Blick behalten muss. Prinzipiell geht es darum, aufmerksam hinzuschauen und darzustellen, welche neuen Erkenntnisse die Bildungsforschung für eine zeitgemäße Unterrichts- und Schulentwicklung hervorbringt. Studien, Empfehlungen, wissenschaftliche Ausarbeitungen – all das wird von unserer Redaktion bearbeitet und mit dem Blick auf die praktische Relevanz für die interessierte Leserschaft aufbereitet. Das erste Schwerpunktthema des Magazins nimmt beispielsweise das Schulsystem während der Coronazeit in den Fokus, weil gerade jetzt die Fragen nach dem „Wie geht es weiter“ sehr drängend sind. Als weitere zentrale Themen können wir uns das Lehren und Lernen mit digitalen Medien, Schulentwicklungsprozesse, Wissenschaftstransfer oder auch die Internationalisierung von Schule vorstellen.
Herr Trautwein, inwieweit ist das neue Angebot auch ein Mehrwert für die Community der Bildungsforscherinnen und -forscher selbst?
Früher sprach man oft vom „Wissenstransfer“, der letzten Endes nur eine Richtung kannte: Von der Wissenschaft in die Praxis. Aber das ist zu kurz gedacht: Bildungsforscherinnen und Bildungsforscher müssen von und mit den Akteuren und Akteurinnen im Bildungssystem lernen. Was sind wichtige Themen und Erfahrungen der Praxis, die Forschung stimulieren können? Welche Art von Forschung wird als relevant erlebt? Welche Angebote und Kommunikationswege werden genutzt? Ich denke, das neue Online-Magazin wird auch den Bildungsforschenden wertvolle Einblicke erlauben.
Frau Thiel, das neue Magazin ist stark wissenschaftsorientiert, will aber dennoch alle ansprechen, die sich für eine gute Entwicklung unserer Schulen interessieren. Wie kann das erreicht werden?
Die Zeitschrift schulmanagement hat auch in der vorherigen Printfassung immer sehr viel Wert daraufgelegt, wissenschaftliche Erkenntnisse der Praxis zugänglich zu machen. Wir wollen hier ansetzen und wissenschaftliche Befunde so aufbereiten, dass der Mehrwert deutlich wird. Wissenschaftliche Befunde können helfen, Probleme genauer zu definieren und Ursachen für Probleme einzugrenzen. Denken Sie an die Studien zur Bildungsungleichheit. Wissenschaftliche Befunde sind aber auch eine wichtige Grundlage der Problembearbeitung. Ein Beispiel wären sonderpädagogische Programme zum Umgang mit sozial-emotionalem Förderbedarf. Durch eine problem- und praxisbezogene Aufbereitung wissenschaftlicher Befunde kann das Magazin dazu beitragen, dass diese in der Praxis mehr Berücksichtigung finden und dass mögliche Vorbehalte bezüglich der Praxisferne von Wissenschaft abgebaut werden.
Herr Riecke-Baulecke, wenn Sie mit Blick auf das neue Magazin eine Vision für die Zukunft formulieren müssten, wie würde die lauten?
In naher Zukunft im deutschsprachigen Raum das führende Magazin für pädagogische Führungskräfte in Schule und Bildungsverwaltung zu sein! Dazu muss man natürlich zuerst mal einen hohen Verbreitungsgrad erreichen. Dafür wollen wir die Möglichkeiten digitaler Formate konsequent nutzen. Im Rahmen eines Online-Magazins können wir zeitlich variabel arbeiten und schnell auf aktuelle Themen und Bedarfe reagieren. Als OER-Magazin schaffen wir unbeschränkte Zugriffsmöglichkeiten. Beiträge werden mit Videointerviews, Abstracts und Aufsätzen vielseitig gestaltet und bleiben in einer Bibliothek dauerhaft verfüg- und einfach recherchierbar. Ich halte das für ein überzeugendes Angebot!
Herr Doktor Riecke-Baulecke, Frau Professorin Thiel, Herr Professor Trautwein, Frau Linke, vielen Dank für das Gespräch!