Spielen und Lernen ohne Geschlechterstereotype: Tipps für die Kita

Kinder brauchen vielfältige Lerngelegenheiten, um sich zu entfalten. Doch schon im Kindergarten stehen ihnen Geschlechterstereotype im Weg.

Noah spielt mit Bauklötzen, Mia mit Puppen: Geschlechterstereotype prägen bereits im Kindergarten die Lernerfahrungen von Mädchen und Jungen und beeinflussen ihren späteren Bildungsweg. Anstatt Stereotype zu verurteilen, sollten wir sie hinterfragen und neue Wege im Umgang suchen. Dr. Marlene Kollmayer erklärt, wie gendersensible Pädagogik dabei helfen kann.

Redaktion: Frau Kollmayer, Sie beschäftigen sich mit geschlechtersensibler Pädagogik im Elementarbereich. Wie nehmen Kinder Geschlecht wahr?

Dr. Marlene Kollmayer: Wir wissen, dass Kinder sehr früh in der Lage sind, Geschlecht korrekt zu benennen. Schon mit etwa zwei Jahren fällt es Kindern leicht, Frauen und Männer zu unterscheiden und sich selbst als Mädchen oder Junge zu beschreiben. Bis zur Grundschule festigen sich geschlechterstereotype Vorstellungen über Eigenschaften und Vorlieben weiter, und Kinder entwickeln eine starke Präferenz für gleichgeschlechtliche Freundschaften. Kinder, die sich nicht den Geschlechterstereotypen entsprechend verhalten, werden in diesem Alter eher abgelehnt. Entscheidend ist, dass diese Befunde aus kulturell geprägten Kontexten stammen, also auf soziale Einflüsse und nicht auf genetische Veranlagungen zurückzuführen sind.

Wie entwickeln Kinder eine Vorstellung von Geschlecht: 3 Theorien aus der Entwicklungspsychologie

  1. Die kognitive Entwicklungstheorie nach Lawrence Kohlberg geht davon aus, dass sich das Verständnis von Geschlecht in drei Phasen entwickelt. Die erste Phase ist die Geschlechtsidentität, die ab etwa zwei Jahren beginnt, wenn Kinder sich selbst als Junge oder Mädchen wahrnehmen. In der zweiten Phase, der Geschlechtsstabilität, wissen Kinder, dass aus einem Mädchen eine Frau und einem Jungen ein Mann wird. Die letzte Phase ist die Geschlechtskonstanz, die Kinder bis zum Alter von etwa sechs Jahren erreichen. In dieser Phase verstehen Kinder, dass Geschlecht konstant bleibt, auch wenn äußere Merkmale wie Kleidung sich ändern.
     
  2. Die Geschlechtsschema-Theorie, entwickelt von Sandra Bem, postuliert, dass Kinder ab einem frühen Alter Geschlechtsschemata – also Schablonen von Männlichkeit und Weiblichkeit – entwickeln, die ihre Wahrnehmung und ihr Verhalten beeinflussen. Diese Schemata umfassen Erwartungen darüber, was typisch für Männer und Frauen ist, und beeinflussen, wie Kinder Informationen verarbeiten und sich selbst und andere Personen wahrnehmen. Bem argumentiert, dass Geschlechtsschemata die Art und Weise prägen, wie Kinder ihre Umwelt interpretieren und sich mit ihr identifizieren, was zu geschlechtstypischem Verhalten führen kann.
     
  3. Die sozial-kognitive Lerntheorie von Albert Bandura und Kay Bussey erklärt, wie Geschlechtsidentität und geschlechtsspezifisches Verhalten durch soziale Einflüsse geprägt werden. Zentrale Mechanismen sind Belohnung und Bestrafung für geschlechtstypisches Verhalten, sowohl explizit als auch durch subtile Signale wie Aufmerksamkeit oder Lächeln. Ein zweiter Mechanismus ist die explizite Vermittlung von Wissen und Verhaltensnormen durch Erklärungen, Anweisungen oder Belehrungen (direkte Unterweisung), der Geschlechterstereotype verstärken kann. Beobachtung und Modelllernen spielen ebenfalls eine große Rolle, wobei Kinder besonders gleichgeschlechtliche Personen nachahmen. Sozialer Einfluss formt somit unsere Vorstellungen von Geschlecht und beeinflusst die Übernahme traditioneller Geschlechtsrollen.

Keine dieser drei Theorien kann die Prozesse der Geschlechtsdifferenzierung für sich genommen vollständig erklären, daher sind alle drei Theorien hilfreich, um die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen.

Redaktion: Spielzeug für Mädchen wird – trotz der bereits jahrzehntealten Emanzipationsbewegung – noch immer häufig in Rosatönen und mit Assoziationen zu Care-Arbeit angeboten. Das spiegelt sich auch in Kindergärten wider. Welche Auswirkungen hat dies auf die Lernerfahrung von Mädchen?

Kollmayer: Die Farbgebung allein beeinflusst die Lernerfahrung natürlich nicht. Studien, zeigen sogar, dass Mädchen eher zu als geschlechtsuntypisch wahrgenommenem Spielzeug greifen, wenn es in rosa Farbtönen gehalten ist.

Viel wichtiger als die Farbgebung ist es aus meiner Sicht, sich anzusehen, welches Spielzeug als Mädchen- oder Bubenspielzeug gesehen wird. Spielzeuge, die mit der Nachahmung von Haushaltstätigkeiten oder mütterlichen Rollen zusammenhängen oder die Attraktivität in den Vordergrund stellen, stellen dagegen klassische gesellschaftliche Geschlechterstereotype nach. Beim Spielen mit Puppen oder Barbies liegt der Fokus auf verbalen Kompetenzen, Fürsorge und dem Aussehen. Sprechen ist eine wichtige Vorläuferfähigkeit für das Lesen, bei dem Mädchen tendenziell früher entwickelt sind. Als Jungenspielzeug typisierte Spielsachen wie Fahrzeuge, Konstruktionsspielzeuge und Waffen fördern unter anderem das räumliche Vorstellungsvermögen, eine entscheidende Grundlage für mathematische Kompetenzen und kompetitive Verhaltenstendenzen. Diese unterschiedlichen Lernerfahrungen von Mädchen und Jungen wirken sich natürlich auch auf spätere Bildungskarrieren aus.
 

Redaktion: Inwiefern? Lassen sich in internationalen und nationalen Vergleichsstudien geschlechtsspezifische Muster feststellen?

Kollmayer: In den großen Monitoring-Studien schneiden Mädchen im Lesen und in sprachlichen Fähigkeiten in allen Ländern besser ab als Jungen. Bei mathematischen Fähigkeiten liegen Jungen in den meisten Ländern vorn, aber der Unterschied ist nicht so groß wie im Lesen. Diese Unterschiede verstärken sich von der Grundschule bis zur Sekundarschule, was sich dann auch in der Berufs- und Studienwahl äußert: Frauen tendieren eher zu sozialen Berufen, während sich Männer häufiger für MINT-Fächer und entsprechende Karrieren entscheiden. Es ist jedoch schwierig, dies direkt auf frühe Spielgewohnheiten wie das Spielen mit Puppen zurückzuführen, da viele Einflüsse über die Lebensspanne hinweg eine Rolle spielen. Trotzdem passen diese Muster natürlich zusammen.

„Studien zeigen, dass Mädchen schlechter in Mathematiktests abschneiden, wenn ihnen gesagt wird, dass Mathematik eher eine Jungen-Domäne ist.“

Dr. Marlene Kollmayer

Redaktion: Inwieweit wirken Geschlechterstereotype dabei wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung?

Kollmayer: Stereotype können zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden, weil die Angst, das Stereotyp zu bestätigen, kognitive Ressourcen bindet. In der Psychologie bezeichnen wir dieses Phänomen als Stereotype-Threat. Die Theorie dahinter besagt, dass Stereotype über die Gruppe, der wir angehören, unsere Motivation und Leistung negativ beeinflussen können. Diese Stereotype üben Druck auf uns aus, da wir vermeiden wollen, sie zu bestätigen. Wir wissen, dass erwartet wird, dass wir bestimmte Aufgaben nicht gut meistern, und diese Erwartung erzeugt Stress und Selbstzweifel, die unsere Leistung beeinträchtigen können. Studien zeigen, dass Mädchen schlechter in Geometrietests abschneiden, wenn ihnen gesagt wird, dass es sich um einen Mathematiktest handelt, da Mathematik eher als Jungen-Domäne betrachtet wird. Wenn dieselbe Aufgabe als Zeichentest, was einer geschlechtsneutralen Domäne entspricht, präsentiert wird, unterscheiden sich die Leistungen von Mädchen und Jungen nicht.

Die Theorie des Stereotype-Threats geriet in den letzten Jahren allerdings vermehrt in die Kritik. Viele Studien zeigen einen Publikationsbias, heterogene Methoden und oft kleine Stichproben. Zudem wird der Stereotype-Threat erst relevant, wenn Kinder ihre eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen können, was im Kindergarten noch nicht der Fall ist, da Kinder in diesem Alter oft ein übertrieben positives Selbstbild haben. Dennoch ist es ein wichtiger Aspekt in der Erklärung, wie Geschlechterunterschiede im weiteren Verlauf entstehen können.

Redaktion: Warum halten sich Stereotype überhaupt so vehement?

Kollmayer: Viele Pädagoginnen und Pädagogen geben an, dass sie selbst Spielzeug nicht als geschlechtstypisiert betrachten, aber sie wissen, wie die Welt funktioniert und möchten nur das Beste für die Kinder. Und selbst wenn Eltern persönlich der Meinung sind, dass Jungs auch mit Barbies spielen können sollten, haben sie möglicherweise Bedenken aufgrund der potenziellen sozialen Konsequenzen für ihr Kind. Es ist äußerst schwierig, diese Denkweise zu ändern, da wir natürlich alle das Beste für unsere Kinder wollen und oft besorgt sind, dass sie ausgelacht oder ausgeschlossen werden könnten, wenn sie sich nicht den Geschlechtsstereotypen entsprechend verhalten.

„Es geht nicht darum, dass Mädchen nicht mit Puppen spielen sollen, sondern darum, dass jedes Kind die Möglichkeit haben sollte, seine Interessen auszuleben, Neues zu entdecken und herauszufinden, was ihm wirklich Spaß macht.“

Dr. Marlene Kollmayer

Entscheidend ist aber auch: Stereotype sind zwar problematisch und können schädlich sein, aber sie sind auch ein normaler Teil unserer Psyche. Sie helfen uns, uns in einer überkomplexen Welt zu orientieren. Deshalb sollten wir Stereotype nicht verurteilen, sondern ermutigen, sie zu hinterfragen und anders mit ihnen umzugehen. Stereotype, einschließlich Geschlechterstereotypen, werden automatisch aktiviert, aber wir haben die Möglichkeit, sie zu korrigieren, wenn wir das Wissen und die Motivation dazu haben.

Es geht nicht darum, dass Personen sich entgegen den klassischen Stereotypen verhalten sollen oder müssen, sondern darum, möglichst große Handlungsspielräume für Individuen zu schaffen. Wenn ein Junge lieber mit Autos spielen möchte als mit Puppen, sollten wir ihn nicht aufhalten, genauso wenig wie wir Mädchen davon abhalten sollten, mit Puppen zu spielen oder schöne Kleider zu tragen. Es geht lediglich darum, zu verstehen, dass dies nicht alles ist, was möglich ist.

Redaktion: Wie können pädagogische Fachkräfte mit Geschlechterstereotypen im Bildungskontext umgehen?

Kollmayer: Ich glaube, es ist wichtig, zunächst die eigenen Ansichten kritisch zu hinterfragen und sich damit auseinanderzusetzen, wie Geschlechterstereotype den eigenen Bildungsweg beeinflusst haben. Im Kindergarten selbst kann es ein Ansatz sein zu überprüfen, welche Spielzeuge und Kinderbücher zur Verfügung stehen und wie diese Geschlechterstereotype möglicherweise verstärken. Auch die Raumgestaltung spielt eine Rolle: Es ist problematisch, wenn Spielbereiche getrennt sind, wie eine Bauecke oder eine Puppenecke, da diese leicht zu geschlechtergetrennten Bereichen werden. Besser sind flexible Raumkonzepte, bei denen Spielmaterialien gemischt werden können, sodass beispielsweise Häuser für Puppen gebaut werden können.

Wichtig ist auch, die Interaktionsmuster im Kindergarten zu hinterfragen. Oft gibt es nur wenige männliche Erzieher, und es ist hilfreich zu beobachten, welche Rollen diese übernehmen. Wenn es immer Männer sind, die schwere Kisten heben oder Glühbirnen wechseln, verstärkt das traditionelle Geschlechterrollen.

Ebenso können Pädagoginnen und Pädagogen darauf achten, wie sie mit den Kindern sprechen. Mädchen werden oft für ihr Aussehen gelobt, während Jungen für Kompetenzen Anerkennung bekommen. Man könnte bewusst auch Jungen für ihr cooles neues T-Shirt loben und Mädchen für ihre Stärke oder Schnelligkeit, um Geschlechterstereotype abzubauen.

Zudem ist es wichtig, keine Allianzen zu bilden, wie es oft passiert, wenn Pädagoginnen die „braven“ Mädchen gegen die „wilden“ Jungen stellen. Stattdessen sollte man versuchen, Geschlecht weniger in den Mittelpunkt zu stellen und sich auf die individuellen Stärken und Bedürfnisse der Kinder zu konzentrieren.

Redaktion: Studien zeigen, dass zusätzliche Anforderungen und Erwartungen, wie die Umsetzung geschlechtersensibler Pädagogik, den Stress für Erziehende und Lehrkräfte erhöhen können. Mit welchen Maßnahmen lässt sich diesem Druck entgegenwirken?

Kollmayer: Eine Möglichkeit ist die Integration geschlechtersensibler Pädagogik als Querschnittsthema in die reguläre Ausbildung. So werden die Grundlagen bereits während der Ausbildung vermittelt, anstatt sie später als zusätzliche Belastung in Form von Fortbildungen einzuführen. Zudem sollten die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Beispielsweise durch bessere Pausenregelungen und Unterstützung durch zusätzliche Fachkräfte, damit Erzieherinnen und Erzieher nicht allein für große Gruppen verantwortlich sind.

Redaktion: Gibt es empirische Studien oder Daten, die die Vorteile geschlechtersensibler Pädagogik im Elementarbereich belegen?

Kollmayer: Leider ist es schwierig, solche Studien empirisch durchzuführen. Der Zugang zu Kindergärten ist begrenzt, und das Testen der Kinder gestaltet sich schwierig. Aus geschlechtsneutralen Kindergärten in Schweden gibt es einige kleinere Evaluationsstudien. Allerdings fehlt eine robuste Evidenzbasis, die klare Effekte zeigt. Großangelegte Studien fehlen bisher, und sind auch deshalb schwierig durchzuführen, da sie nicht den üblichen Publikationsstandards entsprechen. Die Dauer und die spezifischen Rahmenbedingungen machen eine Generalisierung schwierig. Aktuell sind solche Studien in der Forschungslandschaft wenig attraktiv, was den geringen Output erklärt.

Redaktion: Welche positiven Auswirkungen zeigen sich in Einrichtungen, die geschlechtersensible Pädagogik erfolgreich implementieren? Können Sie Best-Practice-Beispiele nennen?

Kollmayer: Es gibt ganz unterschiedliche Initiativen, aber ich denke nicht, dass es so etwas wie ein perfektes Best-Practice-Beispiel gibt, an dem man sich orientieren könnte. Deshalb sollten wir auch nicht zu streng sein, was die ‚richtigen‘ Methoden angeht. Es ist wichtig, dass jede Einrichtung ihren eigenen passenden Ansatz findet. Wenn beispielsweise ein rosa Werkzeugkasten dazu führt, dass Mädchen nicht mehr nur mit Puppen spielen, ist das eine positive Entwicklung. Natürlich wird man die Konnotation von Rosa und Mädchen nicht einfach im Kindergarten aufheben können, aber jeder Versuch und jede Initiative ist wertvoll. Meiner Meinung nach ist es im Kindergarten besonders wichtig, ein breites Spektrum an Spielzeugen anzubieten, die für Mädchen und Jungen gleichermaßen geeignet sind. Lernspielzeuge wie Knete oder Magnetspiele, die weniger geschlechtskonnotiert sind, sollten vorrangig vorhanden sein. Jede Idee, die umgesetzt wird, um Kindern mehr Lern- und Spielerfahrungen zu ermöglichen, ist ein guter Anfang.

Redaktion: Welche Rolle spielen nicht-binäre Geschlechtsidentitäten in der gendersensiblen Pädagogik und und wie können Erziehende diesem Thema gerecht werden?

Kollmayer: Gerade bezüglich nicht-binärer Geschlechtsidentitäten ist es wichtig zu bedenken, dass die Geschlechtsentwicklung ein Teil der psychosozialen Entwicklung ist, die einerseits nicht immer geradlinig verläuft und andererseits nicht immer zum erwarteten Ergebnis – also der Identifizierung mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht – führen muss.
Pädagoginnen und Pädagogen sollten Kindern und Jugendlichen, die sich nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren, die Möglichkeit geben, ihre Geschlechtsidentität auszuprobieren und sie dabei ernst nehmen, ohne ihre Bedürfnisse – zum Beispiel mit einem anderen Namen angesprochen zu werden – zu problematisieren. Es gibt mittlerweile verschiedene Bilderbücher mit einfachen Texten, die nicht-binäre Geschlechtsidentitäten behandeln und anhand derer man mit Kindern über das Thema sprechen kann.

Redaktion: Das Thema Geschlecht ist häufig Gegenstand kontroverser Diskussionen und stößt nicht selten auf Skepsis. Wie können möglichst viele pädagogische Fachkräfte und Eltern für das Thema sensibilisiert werden?

Kollmayer: Eine Möglichkeit besteht darin, die geschlechtersensible Pädagogik fest in die Standardausbildung zu integrieren, anstatt auf freiwillige Fortbildungen zu setzen. Auf diese Weise könnten von Anfang an alle Pädagoginnen und Pädagogen erreicht werden, ohne dass dies als zusätzliches Thema oder Vorwurf wahrgenommen wird.

Die Gespräche mit unseren Studienteilnehmenden zeigen, dass Eltern häufig grundlegendes Wissen über die Entwicklung von Geschlechtsidentität fehlt. Dies könnte durch Elternbildungsvorträge in Kindergärten angeboten werden. Allein das Verständnis, dass die Geschlechtsentwicklung ein komplexer Prozess ist, könnte hier viel bewirken. Ein guter Ansatz ist auch, weniger das Thema Gender in den Vordergrund zu stellen, sondern vielmehr die Förderung der individuellen Potenziale und die Erweiterung der Handlungsspielräume von Kindern zu betonen. Es geht nicht darum, dass Mädchen nicht mit Puppen spielen sollen, sondern darum, dass jedes Kind die Möglichkeit haben sollte, seine Interessen auszuleben, Neues zu entdecken und herauszufinden, was ihm wirklich Spaß macht.

Redaktion: Frau Doktorin Kollmayer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Zur Person

Dr. Marlene Kollmayer ist Universitätsassistentin am Institut für Psychologie der Entwicklung und Bildung der Universität Wien. In ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit subtilen Mechanismen der Aufrechterhaltung von Geschlechterstereotypen in Bildungskontexten.