Wird Schule der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt gerecht?

Das Leibniz-Institut für Bildungsmedien am Georg-Eckert-Institut erforscht die Darstellung queerer Vielfalt in Schulbüchern und Schulunterricht. Ein Interview mit dem Forschungsteam.

Wie wird das Thema „Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt" in Lehrplänen und Schulbüchern abgebildet und wie lässt es sich im Unterricht angemessen vermitteln? Darum geht es in einem vom Bundesbildungsministerium geförderten Forschungsprojekt am Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut. Das Forschungsteam erläutert im Interview Sinn und Zweck des Projekts.

Redaktion: Frau Prof. Dr. Spielhaus, Frau Jez, Frau Hüsges, Herr Düsterhöft, Ihr Forschungsprojekt befasst sich mit der Darstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter*Menschen (LSBTI) in Schulbüchern und Schulunterricht. Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Projekt?

Katarzyna Jez: Ziel des Projektes ist zu analysieren, ob und wie sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in ausgewählten Lehrplänen und Schulbüchern vorkommt und ob eine Auseinandersetzung mit dieser angeregt wird. Dabei interessieren uns auch Auslassungen und implizite Heteronormativität. Dazu schauen wir uns die Darstellungen von Familie, Partnerschaft, Sexualität sowie zwischenmenschlichen Beziehungen an. Wir untersuchen auch, ob und wie Schulbücher und Lehrpläne Diskriminierung von Menschen aufgrund von sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität aufgreifen.

Elena Hüsges: Ein weiteres Ziel ist es, die Erkenntnisse aus der Forschung in didaktische Konzeptionen für den Unterricht, für die Lehramtsausbildung und Fortbildungen für Lehrkräfte sowie Angebote für Bildungsmedienverlage aufzubereiten.

Redaktion: Warum ist es wichtig, das Thema in dieser Weise aufzugreifen?

Prof. Dr. Riem Spielhaus: Schulbücher sind insofern von Bedeutung, weil sie gesellschaftliche Debatten und Normen widerspiegeln und reproduzieren, und weil sie darauf angelegt sind, als wichtig erachtetes Wissen an die kommenden Generationen zu vermitteln. Bei diesem Thema können wir sehr gut erkennen, dass es bei schulischem Wissen nicht nur um Fakten und Kenntnisse geht, sondern dass sie auch die Wahrnehmung von Gesellschaft und davon, wie sie sich zusammensetzt, vermitteln. Wenn wir uns anschauen, wie bestimmte Vorstellungen über Familie, Geschlechterrollen, geschlechtliche Identität oder sexuelle Orientierung in den Unterricht einfließen, dann können wir sehen, welche Wertvorstellungen hier als Norm gesetzt werden. Und diese werden aktuell gesellschaftlich kontrovers diskutiert.

Jez: Wir sehen sowohl in Lehrplänen als auch in Schulbüchern, dass genau diese Kontroversität sichtbar und auch im Unterricht ausgehandelt wird. Indem wir die Inhalte mit Personen aus Schule und Gesellschaft diskutieren, wollen wir unterschiedliche Perspektiven einholen und in die Debatten um schulische Inhalte einbringen, um diese zu versachlichen.

„Mit Blick auf Queer Diversity entsprechen Lehrpläne und Bildungsmedien an vielen Stellen nicht den fachlichen und rechtlichen Ansprüchen.“

Elena Hüsges

Jan Düsterhöft: Unser Forschungsprojekt kann so zur kritischen Reflexion mit gesellschaftlicher Diskriminierung und alltäglichem schulischen Mobbing gegenüber queeren Personen sowie der damit einhergehenden heteronormativen Macht in Gesellschaft und Schule beitragen. Zusätzlich kann das Projekt sowohl zur Sensibilisierung und Herausbildung eines kritischen Bewusstseins als auch zur Gestaltung einer inklusiven Atmosphäre in Schule und Unterricht beitragen.

Redaktion: Lehrpläne, Schulunterricht und Schulkultur sollen diskriminierungsfrei sein und die gesellschaftliche Vielfalt angemessen abbilden. Wo stehen wir da mit Blick auf Queer Diversity?

Düsterhöft: Eine absolute Diskriminierungsfreiheit in Bildungsmedien ist kaum möglich, aber diskriminierungsarme Inhalte sind das Ziel ...

Spielhaus: … oder diskriminierungssensible.

Hüsges: Aber genau das ist derzeit nicht der Fall. Mit Blick auf Queer Diversity entsprechen Lehrpläne und Bildungsmedien an vielen Stellen nicht den fachlichen und rechtlichen Ansprüchen.

Spielhaus: Wenn das Thema auftaucht – was in aktuellen Schulbuchgenerationen sehr viel häufiger geschieht als noch vor 20 Jahren – dann erfolgt dies häufig in problematisierender Form. Immer noch werden Menschen, die sich nicht mit vorherrschenden Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen identifizieren, als von der Norm abweichend oder besonders dargestellt.

Redaktion: Können Sie ein anschauliches Beispiel geben für bestehende Probleme und Defizite im Umgang beziehungsweise bei der Abbildung von queerer Vielfalt?

Düsterhöft: Die Curricula verankern queeres Leben je nach Fach und Bundesland sehr unterschiedlich. Der Ethik- und Politikunterricht legt den Fokus auf Identitätsentwicklung, Gleichberechtigung und Gleichstellung oder gesellschaftliche Diversität. Der Unterricht für die verschiedenen Religionen und Konfessionen spart die Themen tendenziell aus. Werden sie dennoch aufgegriffen, dann aus theologischer Perspektive, derzufolge Gott die Menschen als Mann und Frau geschaffen hat. Diese Lehrpläne bilden somit ausschließlich binäre, cisnormative Geschlechtsidentitäten ab (Cisnormativ sind Personen, deren Geschlecht dem Körper entspricht, mit dem sie geboren wurden. Anm. d. Red.)

Jez: Vor allem der Katholische Religionsunterricht betont den „verantwortungsbewussten Umgang“ mit Sexualität und Partnerschaft, was als Chiffre für die eheliche Verbindung steht, die wiederum nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden könne.

Düsterhöft: Aber auch einige Ethik- und Politiklehrpläne verhandeln Gender ähnlich, indem sie Themen wie „Erwachsen werden als Mann und Frau“ oder „Typisch Mann, typisch Frau“ vorgeben, was in der Umsetzung im Unterricht oder in Schulbüchern zur Reproduktion von Geschlechtervorurteilen führen kann, wenn die begleitenden Aufgabenstellungen nicht in geschickter Weise zur Reflexion anregen.

Jez: Sexuelle Orientierung beschränken die Lehrpläne zumeist auf Homo- und Bisexualität, die oft mit Themen wie AIDS, Diskriminierung, Stereotypisierung oder Missbrauch einhergehen. Einige Lehrpläne zählen auch „Trans- und Intersexualität“ zur sexuellen Orientierung. (Anmerkung der Redaktion: Intersexuelle Menschen haben körperliche Geschlechtsmerkmale, die nicht ausschließlich männlich oder weiblich sind. Transsexuelle Menschen identifizieren sich nicht mit ihren körperlichen Merkmalen – männlich oder weiblich – mit denen sie geboren wurden.)

Hüsges: Dabei sind es geschlechtliche Identitäten und keine sexuellen Orientierungen. Heute spricht man eher von Trans- und Intergeschlechtlichkeit, auch um Verwirrungen zu vermeiden.

Düsterhöft: Absolute Ausnahmen bilden Lehrpläne, die Spektren von Asexualität (keinerlei Verlangen nach sexueller Interaktion mit anderen Personen, Anm. d. Red.) und Aromantik (kein Interesse an Liebesbeziehungen, Anm. d. Red.) oder Pansexualität (erotische Anziehung unabhängig von der geschlechtlichen Orientierung der begehrten Person, Anm. d. Red.) erwähnen. Das wird ganz selten zum Thema.

Spielhaus: Dadurch kann der Eindruck oder sogar die Erwartung entstehen, dass alle Menschen Sexualität so leben müssen, dass sie heiraten oder Kinder kriegen.

Hüsges: Genau das kann man in den Schulbüchern sehen. Queerness wird oft mit Diskriminierung und ‚Anderssein‘ in Verbindung gebracht. Zum Beispiel beginnt in einem Ethikschulbuch für die Klasse 9/10 aus dem Jahr 2019 ein zitierter Zeitungsartikel über Transpersonen mit dem Satz „Lena ist anders“. Darauf folgt die Aufgabenstellung „Stellt Transsexualität als eine sexuelle Orientierung vor“.

Spielhaus: Wenn man das Glas als halb voll betrachtet, ließe sich aber auch feststellen, dass die Debatte um geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Schulbüchern angekommen ist. Politikschulbücher befassen sich mit dem Wandel von Familienbildern und der aktuellen Gesetzgebung zur „Ehe für alle“ und dem „Transsexuellengesetz". Ich erwarte auch, dass die nächste Generation der Politikschulbücher das gerade in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz behandeln wird.

Hüsges: Ethikschulbücher betrachten dagegen eher, wie Menschen mit verschiedenen sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten in der Gesellschaft leben und mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind.

„Prinzipiell begrüßen queere Gesprächspersonen, dass das Thema mittlerweile vorkommt, finden aber die Art und Weise der Thematisierung doch immer noch befremdlich.“

Prof. Dr. Riem Spielhaus

Spielhaus: Häufig ist das gut gemeint. Um zu sehen, wie das ankommt, diskutieren wir Schulbuchauszüge mit Lernenden und Lehrenden und mit Religionsgemeinschaften und queeren Selbstorganisationen. Prinzipiell begrüßen queere Gesprächspersonen, dass das Thema mittlerweile vorkommt, finden aber die Art und Weise der Thematisierung doch immer noch befremdlich.

Redaktion: Wie erleben Sie die Bereitschaft von Schulbuchverlagen und Bildungsverwaltung, das Thema aufzugreifen und Änderungen vorzunehmen?

Spielhaus: In anderen Themenbereichen erleben wir großes Interesse an Rückmeldungen und der kritischen Diskussion zu Schulbuchinhalten. Verlage kommen dann mit Anfragen nach fachkundigen Personen auf uns zu. In den kommenden zwei Jahren planen wir, gemeinsam mit queeren Bildungsinitiativen Fortbildungen und Workshops für Verlage anzubieten.

Redaktion: Sind die derzeitigen Bildungsmaterialien aus Ihrer Sicht diskriminierend? Und wie sollte damit umgegangen werden?

Spielhaus: Ich bin mir gar nicht sicher, ob die Bildungsmedien diskriminieren. In diesem Themenfeld passiert wieder, was auch für den Umgang mit anderen Minderheiten gilt. Wenn man Diskriminierung ansprechen will, scheint man zwangsläufig auch die beleidigenden Begriffe und ausgrenzenden Erzählungen aufgreifen zu müssen.

Düsterhöft: Als überwiegend diskriminierend würde ich die Schulbücher nicht bezeichnen. Sie wiederholen teilweise Stereotype, die sich damit verfestigen und zu Diskriminierung führen können. Das fällt uns oftmals bei Aufgabenstellungen auf. Sie regen selten zur kritischen Reflexion an und arbeiten stattdessen häufig mit Operatoren wie „benennen" oder „aufzählen".

Hüsges: Wenn die Teams der Autorinnen und Autoren vielfältiger besetzt wären, würden die Schulbücher vielleicht anders aussehen. Man merkt den Büchern einfach an, dass Texte über queere Menschen geschrieben wurden,   diese aber nicht selbst  daran beteiligt waren.

Jez: Im Unterricht hängt dann viel von den Lehrenden ab. Lehrkräfte können auch mit problematischen Bildungsmaterialien einen inklusiven Unterricht gestalten. Sie können binäre oder heteronormative Darstellungen hinterfragen und weitere diversitätssensible Unterrichtsmaterialien ergänzend mit einbeziehen. Sie können unabhängig von den Schulbüchern auch auf junge Menschen in ihrer Identitätsfindung eingehen und sie dabei unterstützen. Grundsätzlich gilt es für alle Schulbücher, dass sie regelmäßig überarbeitet und an aktuelle gesellschaftliche Debatten angepasst werden. Sie sollten auch stets die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und rechtlichen Bestimmungen widerspiegeln. Mit diesem Forschungsprojekt wollen wir solche Prozesse unterstützen.

Redaktion: Viele Lehrkräfte fühlen sich bei dem Thema überfordert und nicht alle sind sensibel und offen dafür. Wie groß ist aus Ihrer Sicht der Fortbildungsbedarf und wie bedarfsgerecht sind derzeit entsprechende Angebote?

Jez: Unsere Erfahrungen am Institut zeigen, dass Fortbildungen zum Thema Diversity Education immer gut besucht sind und es ein anhaltendes Interesse und Bedürfnis an Informationen rund um das Thema seitens der Lehrkräfte gibt. Viele von ihnen suchen dabei auch nach einem Austausch im Kollegium sowie nach Möglichkeiten, wie sie queere Jugendliche oder Kinder am besten unterstützen und begleiten können. Es gibt Verbände, Initiativen und Projekte, die queere Bildungsarbeit betreiben und zielgruppengerechte Informations- und Beratungsangebote für Lehrkräfte, Jugendliche und Kinder sowie für alle Interessierten anbieten. Da wären vor allem Queere Bildung e. V. mit ihrer Initiative QUEERFORMAT, das Bildungs- und Aufklärungsprojekt SCHLAU oder die Bildungs- und Beratungsangebote des Bundesverband Trans* e.V., um nur einige zu nennen.

Hüsges: Und natürlich gehört das Thema auch in die Lehramtsausbildung. Im kommenden Semester bietet das Projektteam gemeinsam mit den Erziehungswissenschaften der Technischen Universität in Braunschweig ein Seminar für angehende Lehrkräfte zu Queerness in Bildungsmedien an.

Düsterhöft: Das GEI veröffentlicht auf der Lehr- und Lernmittelplattform Zwischentoene.info Materialien zum Thema Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung sowie eine Unterrichtseinheit zu Homo- und Transphobie. Diese Materialien wollen wir natürlich im Laufe des Projekts auch kritisch prüfen lassen und weiterentwickeln.

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Redaktion: Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Stellschrauben, um Vielfalt als Querschnittsthema in Leitbildern, Schulverfassungen, Lehrplänen und Schulbüchern selbstverständlich und angemessen abzubilden?

Düsterhöft: In verschiedenen Untersuchungen konnten wir nachvollziehen, dass Lehrpläne eine wichtige Rolle spielen. Im Vorwort oder im didaktischen Teil benennen viele Lehrpläne den Anspruch, Vielfalt zu stärken und gegen Diskriminierung aufgrund von geschlechtlicher Identität und/oder sexueller Orientierung vorzugehen. Sie orientieren sich dabei am Grundgesetz, der aktuellen Gesetzeslage und den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz. In einigen Lehrplänen scheint das eine Formalie zu bleiben, weil die Inhalte und Beispiele im fachlichen Teil nicht daran ausgerichtet sind. Es wäre also bereits viel getan, wenn sich die Inhalte von Unterricht und Schulbüchern am eigenen Anspruch orientierten.

Spielhaus: Auf der Ebene der Pädagogik bräuchten wir grundsätzlich andere Ansätze, Diskriminierung im Unterricht zu thematisieren, die eben nicht diejenigen, die nicht als unhinterfragt ,normal' angesehen werden, hervorheben. Oder lassen Sie es mich positiv formulieren: Das Ziel wären Bildungsmaterialien, in denen sich alle unhinterfragt wiederfinden, die junge Menschen beim Herausbilden ihrer Identität und ihres Lebensentwurfs unterstützen. Die Vielfalt als selbstverständlich abbilden, Herausforderungen ansprechen, aber auch Anlaufstellen nennen, an die man sich bei Problemen wenden kann. Also Bildungsmaterialien, die die Gesetzgebung in Bezug auf Diskriminierung und Maßnahmen zum Schutz vor Diskriminierung erwähnen. Dazu bedarf es weiterer Forschung in der Didaktik, die dann in die Fortbildung von Schulbuchautorinnen und -autoren und Lehrkräften eingespeist werden sollte.

Jez: Bildungsministerien und Schulen können auch mit Handreichungen Akzente setzen, die sich so ein Themenfeld vornehmen und Ergebnisse aus Forschung und Lehre in die Schulkollegien tragen. Und schließlich ließen sich Prozesse der Schulentwicklung als Möglichkeit nennen, bei denen sich gesamte Fachkollegien mit externer Unterstützung auf den Weg zu einem inklusiven Bildungsumfeld machen.

Redaktion: Sie wollen diesen Prozess mit Ihrer Forschung begleiten und unterstützen. Bis wann werden praxisrelevante Forschungsergebnisse vorliegen?

Jez: Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bis September 2026 gefördert. Wir planen, noch in diesem Jahr eine dezidierte Lehrplananalyse vorzulegen. Die Publikation der weitaus umfänglicheren Schulbuchanalyse folgt bis zum Projektabschluss.

Redaktion: Inwiefern können diese Ergebnisse dazu beitragen, dass Schule der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt besser gerecht wird?

Jez: Unsere Forschung kann Impulse für die Reflexion vorliegender Bildungsmedien setzen, zur Sensibilisierung für das Thema und Versachlichung der Debatte um Schulbuchinhalte beitragen und konstruktiv begleiten, etwa indem wir Expertise dahin bringen, wo sie gebraucht wird. Die Bildungspraxis wird jedoch von zahlreichen Menschen gestaltet, die jeweils ihren Teil beitragen, und Schule findet nicht jenseits der gesellschaftlichen Diskussionen statt.

Redaktion: Was sind aus Ihrer Sicht Gelingensbedingungen für einen erfolgreichen Praxistransfer?

Düsterhöft: Forschungsbefunde können nur dann in die Praxis gelangen, wenn es dort die Ressourcen und die Bereitschaft gibt, sie aufzunehmen und sich auf sie einzulassen. Außerdem bedarf es verlässlicher Strukturen, wie sie etwa durch Fortbildungsinstitute für Lehrkräfte in den Ländern gegeben sind.

Spielhaus: Für uns in der Forschung beginnt der erfolgreiche Transfer bereits bei der Wahl und der Formulierung der Fragestellung und der Methodik, die nicht an den Bedarfen der Praxis vorbeigehen sollte. Nur so können wir Antworten auf Fragen erarbeiten, die auch jenseits der Wissenschaft gestellt werden. Deshalb ist der kontinuierliche Austausch mit der Fachwissenschaft für Schulbuchforschende ebenso wichtig wie der mit den Bildungsmedienverlagen.

Redaktion: Frau Professorin Spielhaus, Frau Jez, Frau Hüsgen, Herr Düsterhöft, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Zur Person

Riem Spielhaus leitet die Abteilung Wissen im Umbruch am Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut in Braunschweig und ist Professorin für Islamwissenschaft mit dem Schwerpunkt Bildung und Wissenskulturen an der Georg-August-Universität Göttingen.

Zur Person

Jan Düsterhöft ist seit 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut tätig und forscht schwerpunktmäßig zu marginalisierten Gruppen sowie religiöser und geschlechtlicher Vielfalt in Lehrplänen und Schulbüchern.

Zur Person

Katarzyna Jez ist seit 2019 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Wissen im Umbruch des Leibniz-Instituts für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut in unterschiedlichen Projekten im Bereich Demokratiebildung und transnationale Bildungsmedien tätig.

Zur Person

Elena Hüsges unterstützt seit 2024 das Projekt Queeres Leben, das am Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut in Braunschweig angesiedelt ist. Sie studiert Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Geschlechterforschung an der Universität Göttingen.