Berufsbegleitend studieren: Ein Rezept gegen den Schulleitungsmangel?

Nach Abschluss des ersten Jahrgangs des Studiengangs „Schulmanagement und Leadership“ zieht Studiengangsleiter Prof. Dr. Ulrich Trautwein eine positive Bilanz.

Erfolgreiches Lernen hängt maßgeblich von gut ausgebildeten Schulleiter:innen ab. Häufig kommt deren Qualifizierung jedoch zu kurz. Seit 2021 vermittelt der berufsbegleitende Weiterbildungsmaster „Schulmanagement und Leadership” an der Universität Tübingen (angehenden) Führungskräften aktuelle Forschungserkenntnisse und praxisnahe Kompetenzen für ihren Berufsalltag. Mit Erfolg, Herr Prof. Trautwein?

Redaktion: Herr Trautwein, welche Bilanz ziehen Sie als Studiengangsleiter, nachdem der erste Jahrgang den Studiengang abgeschlossen hat?

Prof. Dr. Ulrich Trautwein: Meine Bilanz fällt durchweg positiv aus. Das Interesse an unserem Studiengang war von Anfang an unerwartet hoch – alle drei Jahrgänge haben deutlich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer, als wir ursprünglich erwartet hatten. Und die Kurve zeigt nach oben: Im Oktober startet nun mit über 60 neuen Studierenden unser bislang teilnehmerstärkster Durchgang. An diesem Interesse lässt sich auch ablesen, welchen Bedarf es bei angehenden und bestehenden Führungskräften im Bildungssystem gibt, eine qualifizierte Ausbildung zu erhalten.

Es freut uns daher, dass auch die Studierenden selbst den Studiengang in der Evaluation sehr positiv bewerten – und das, obwohl wir gerade in der ersten Kohorte durchaus noch mit einigen Herausforderungen zu kämpfen hatten.

Zudem ziehe ich für mich persönlich ebenfalls eine positive Bilanz: Sowohl im Rahmen der von mir angebotenen Lehrveranstaltung, bei der Studienreise nach Israel als auch durch das Lesen von Haus- und Abschlussarbeiten habe ich von den Studierenden sehr viele Anregungen erhalten und einiges über das Schulsystem gelernt.

„Eine ganze Reihe von Studierenden ist karrieremäßig inzwischen den nächsten Schritt gegangen und in eine Schulleitungsposition oder in die Bildungsverwaltung gewechselt.“

Prof. Dr. Ulrich Trautwein

Redaktion: Worin sehen Sie besondere Stärken des Studiengangs?

Trautwein: Es mag paradox klingen, aber die größte Stärke des Studiengangs sind die Studierenden. In unseren Lehrveranstaltungen sitzen eine Menge kluge, innovative und verantwortungsvolle Menschen, die alle das Zeug haben, Führungspositionen zu übernehmen. Im Studium ermöglichen wir ihnen auf Basis aktueller Erkenntnisse aus der Bildungsforschung, dasjenige Wissen zu erwerben und diejenigen Kompetenzen einzuüben, die sich als besonders relevant für effektive Schulen und Bildungssysteme erwiesen haben.

Redaktion: Welchen Berufsweg schlagen die Alumni nach dem Studium ein?

Trautwein: Eine ganze Reihe von Studierenden ist karrieremäßig inzwischen den nächsten Schritt gegangen und in eine Schulleitungsposition oder in die Bildungsverwaltung gewechselt. Bei den deutschlandweit noch immer zahlreichen unbesetzten Schulleitungspositionen ist dies ein wichtiger Beitrag, den wir mit dem Studiengang leisten.

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Studierende des ersten Jahrgangs im Master „Schulmanagement & Leadership“ blicken auf ihr Studium zurück.

Redaktion: Wie wird sich der Studiengang, auch angesichts neuer Entwicklungen im Bildungsbereich, im nächsten Jahrgang weiterentwickeln?

Trautwein: Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau und prüfen, was wir im Studiengang noch stärker aufnehmen können, entweder in bereits bestehende Module oder als zusätzliches Angebot im Wahl- bzw. Wahlpflichtbereich. Ohne mich jetzt schon festzulegen, glaube ich, dass die Selbstregulation der Schülerinnen und Schüler – also die Fähigkeit der Lernenden, sich zu motivieren, effektiv zu lernen und Resilienz zu erwerben – zukünftig eine noch größere Rolle im Curriculum spielen wird. Damit einher geht zweifelsohne auch der Beitrag, den Lehrkräfte zu einer günstigen Entwicklung der Selbstregulation leisten können.

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Die nächste Kohorte des Weiterbildungsmasters „Schulmanagement & Leadership” steht in den Startlöchern. In Kurzinterviews schildern die Studierenden ihre Erwartungen.

Redaktion: In der Bildungsforschung werden jedes Jahr neue Erkenntnisse veröffentlicht. Wie können Alumni auch nach ihrem Abschluss über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben?

Trautwein: Der Studiengang „Schulmanagement und Leadership“ bildet eine von drei Säulen des Campus Schulmanagement. Einer der Kerngedanken des Campus ist die Erkenntnis, dass Menschen dann am erfolgreichsten sind, wenn sie die Möglichkeit haben, stetig weiterzulernen. Durch den beständigen Kompetenzzuwachs haben sie mehr Freude an ihrer Arbeit, und dies ganz besonders, wenn sie zu einem eingespielten Team gehören. Im Rahmen der Akademie schulmanagement entwickeln wir deshalb für unsere Alumni ein attraktives Angebot an Kursen und Begegnungsmöglichkeiten. Die meisten dieser Angebote stehen jedoch auch anderen Lehrkräften offen, damit möglichst viele Akteure im Bildungssystem von neuen Erkenntnissen aus der Bildungsforschung profitieren.

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Dr. Michaela Köller, Prof. Dr. Thomas Riecke-Baulecke und Prof. Dr. Ulrich Trautwein sprechen darüber, wie (angehende) Schulleitungen an Universitäten qualifiziert werden können.

Redaktion: Herr Professor Trautwein, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Zur Person

Ulrich Trautwein ist Professor für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen, geschäftsführender Direktor des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung, Co-Direktor des LEAD Graduate School & Research Network sowie Studiengangsleiter des Weiterbildungsstudiengangs „Schulmanagement und Leadership“ an der Universität Tübingen.